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Synagoge Neubrandenburg

Region: Mecklenburgische Seenplatte
Adresse: Neubrandenburg, Poststraße
Erhaltung: zerstört

Geschichte der Synagoge

Ob es in der Stadt Neubrandenburg in der Zeit nach der jüdischen Erstbesiedlung Mecklenburgs bereits eine Synagoge gegeben hat, ist unbekannt. Nach der jüdischen Neuansiedlung in Neubrandenburg gehörten die hiesigen Juden bis zur Gründung einer eigenen Gemeinde der Alt-Strelitzer Gemeinde an und mussten zum Gottesdienst in die dortige Synagoge. Dennoch scheint es in dieser Zeit schon Beträume in Neubrandenburg gegeben zu haben. Obwohl die Neubrandenburger Gemeinde kaum ausreichende finanzielle Mittel hatte, plante sie neben der Anschaffung eines eigenen Begräbnisplatzes auch den Bau einer Synagoge. Ihr Vorhaben wurde durch den Großherzog Friedrich Wilhelm unterstützt und so wurde den Neubrandenburger Juden 1876 der Bau in der Poststraße gestattet. Trotz einer Spende des Großherzogs in Höhe von 1500 Reichsmark, christlicher und jüdischer Gönner und eigener Beiträge genügten die angesammelten Beträge dazu jedoch nicht, so dass die Idee einer Lotterie zur Unterstützung des Synagogenbaus mit fürstlicher Genehmigung und unter Führung eines Komitees bestehend aus Gustav Götz, Sylvester Löwenhaupt, Hermann Heine und Hermann Wolff in die Tat umgesetzt wurde und die fehlenden Mittel einspielte.

Der Bau konnte unter Führung des Vorstehers Sylvester Löwenhaupt erfolgreich abgeschlossen werden und wurde am 4. September 1877 durch den Landesrabbiner Dr. Jacob Hamburger eingeweiht. Das im maurischen Stil errichtete, markante und weiße Gebäude hob sich deutlich von den übrigen, hauptsächlich im Fachwerkstil errichteten Synagogen der Mecklenburger Landstädte ab. Seit 1894 beheimatete das Gebäude auch die jüdische Religionsschule von Neubrandenburg. 1902 wurde der 25. Jahrestag der Einweihung der Synagoge festlich begangen.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde die Synagoge schon im Frühjahr 1937 zum Ziel politisch motivierter Zerstörungen. So wurden die Fenster eingeschlagen und die Inneneinrichtung verwüstet. Kurz nach ihrer Instandsetzung auf Kosten der jüdischen Gemeinde im August 1937 wurden schon im Oktober erneut die Fenster zerschlagen. Die Synagoge konnte ab dem folgenden Winter von der Gemeinde nicht mehr benutzt werden. In der Nacht des 9. Novembers 1938, zur sogenannten Reichkristallnacht, wurde das Gebäude durch einen Neubrandenburger SA-Mann niedergebrannt. Die Ruine wurde später abgerissen und die dadurch entstandenen Kosten der jüdischen Gemeinde in Rechnung gestellt. Der Widerstand der Gemeinde gegen diese Ungerechtigkeit war jedoch vergebens, da diese 1940 schließlich durch die nationalsozialsitschen Justiz zur Zahlung verurteilt wurde. Die Gemeinde war dazu finanziell ohnehin nicht mehr in der Lage, weswegen die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland diese übernehmen musste.

Heute befindet sich auf dem Grundstück der ehemaligen Synagoge eine Gedenkstätte, auf der auch die geretteten Grabsteine des ehemaligen jüdischen Friedhofs untergebracht sind.

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(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 27.02.2016)
Quellen: