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Synagoge Dömitz

Region: Ludwigslust-Parchim
Adresse: Dömitz, Slüterplatz 5
Erhaltung: abgerissen

Geschichte der Synagoge

Ob in der Stadt Dömitz während der ersten Phase der jüdischen Besiedlung Mecklenburgs bereits eine Synagoge existiert, ist unbekannt.

In der Zeit nach der jüdischen Wiederbesiedlung wurde in Dömitz nachweislich seit mindestens 1782 jüdischer Gottesdienst abgehalten. Daran durften auch die in der Festung Dömitz einsitzenden jüdischen Gefangenen teilnehmen, wobei es einem sogar zu Sukkot, dem jüdischen Laubhüttenfest, gelang zu entkommen. Wie in den meisten Mecklenburger Gemeinden dürften die Gottesdienste zunöchst in einem angemieteten Betlokal stattgefunden haben.

Schon 1809 kaufte die jüdische Gemeinde von Dömitz ein verfallenes Haus auf dem Grundstück des heutigen Hauses II der Amtsverwaltung am Slüterplatz, um dieses zu einer Synagoge umzubauen. Es muss sehr klein gewesen sein und enthielt wohl nur einen Betsaal. Als die Gemeinde durch die Abwanderung ihrer zahlenden Mitglieder in finanzielle Schwierigkeiten geraten war, musste diese zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Synagogengebäude veräußern. Am 15. November 1904 teilte das Schweriner Ministerium für geistliche Angelegenheiten der jüdischen Gemeinde Dömitz mit, dass die Synagoge nur mit Genehmigung verkauft werden kann und dass der Erlös zweckbestimmt durch das Ministerium zu verwenden sei. Zur Auflösung der Gemeinde genehmigte das Ministerium noch im selben Jahr gemäß Vertrag vom 8. Oktober 1904 den Verkauf der Synagoge in Dömitz. Der dabei erzeilte Kaufpreis von 3900 Mark bliebt demgemäß Eigentum der Israelitischen Landesgemeinde und kamen nicht direkt der Dömitzer Gemeinde zugute. Lediglich die Zinsen gingen zur Hälfte in die Gemeindekasse, die andere Hälfte wurde dem Kapital zugeschlagen. Letzteres durfte nicht ohne Genehmigung des Ministeriums verwendet werden. Die Kultgegenstände der Synagoge sollen Ostpreußischen Gemeinden übergeben worden sein, die Betpulte und Bänke wurden armen Witwen als Brennholz zur Verfügung gestellt. Das Landesrabbinat bestimmte jedoch, dass die Gemeinde Dömitz weiterhin einen angemessenen Betsaal zu unterhalten hatte, den diese dann vermutlich von privat anmietete.

Das Synagogengebäude wurde danach abgerissen, widersprüchlichen Quellen zufolge entweder 1905 oder erst 1910. 1912 wurde auf dem ehemaligen Synagogengelände das Kaufhaus A. L. Meyer errichtet.

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(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 02.03.2017)
Quellen:

  • Arlt, Klaus / Beyer, Constantin / Ehlers, Ingrid / Etzold, Alfred / Fahning, Kerstin Antje: Zeugnisse jüdischer Kultur. Erinnerungsstätten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, Wichern-Verlag, Berlin 1992
  • Borchert, Jürgen: Des Zettelkastens andrer Teil: Fundstücke und Lesefrüchte, Hinstorff Verlag, Rostock 1988
  • Landeshauptarchiv Schwerin: Rep. 5.12-7/1, Nr. 9018 (Meck.-Schwerin Ministerium für Unterricht, Kunst, geistliche Angelegenheiten), Verkauf von Synagogen und Haltung von Betsälen
  • Scharnweber, Jürgen: Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Dömitz, Stadt Dömitz (Hrsg.): 775 Jahre Dömitz: Was zu Häusern und Plätzen zu erzählen ist - eine Wanderung durch 775 Jahre Dömitzer Stadtgeschichte, Verlag Geiger, Dömitz 2012, S. 237