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Synagoge Plau am See

Region: Ludwigslust-Parchim
Adresse: Plau am See, Strandstraße 10
Erhaltung: privates Gebäude

Geschichte der Synagoge

Die erste nachweisbare Synagoge der Stadt Plau am See befand sich auf dem Grundstück Auf dem Eichenberg 13, das im Januar 1792 von der jüdischen Gemeinde gekauft worden war. Ein zweites Gebäude, das als Synagoge bis ca. 1840 genutzt wurde, befand sich in der Scharrenstraße. Darin befand sich auch eine Lehrerwohnung. Diese beiden Gebäude waren sehr wahrscheinlich keine eigens zu diesem Zweck erbaute Synagogen, sondern stellten allenfalls Beträume dar.

Am 13. Juli 1826 beschloss die jüdische Gemeinde für eine eigene Synagoge zu sparen. In der Gemeindesitzung vom 18. August 1826 wurde dazu zunächst der Ankauf eines Grundstücks beschlossen. Am 11. Juni 1839 gelang es der jüdischen Gemeinde das bereits im Besitz befindliche Grundstück in der Scharrenstraße gegen die Liegenschaft des Drechslermeisters Nagel in der Eldenstraße 106 (heute Strandstraße 10) mit einer Abstandszahlung zu tauschen. Zur neuen Liegenschaft gehörten ein Wohnhaus an der Straße, ein Hinterhaus, mehrere Stallgebäude und ein Garten. Neben der Zahlung von 400 Talern an den Drechslermeister durfte dieser auch seine Wohnung im Vorderhaus sowie einen der Ställe als Lagerraum weiterhin mietfrei nutzen. Im Gegenzug durfte die jüdische Gemeinde bis zur Fertigstellung der neuen Synagoge die ehemaligen Beträume weiterhin verwenden. Am 24. Oktober 1839 schloss die jüdische Gemeinde mit dem Maurermeister Büttner einen Vertrag zur Errichtung des Synagogengebäudes ab. Am 4. Dezember 1839 wurde ein weiterer Vertrag über Zimmerarbeiten an der Synagoge mit der Firma Büttner (vermutlich gleichbedeutend mit dem zuvor erwähnten Maurermeister) geschlossen, der den Innenausbau betraf. Eine weitere Rechnung vom 14. November 1840 belegt, dass der Tischlermeister Köster Arbeiten im Vorderhaus durchgeführt hat, welches als Gemeindehaus genutzt wurde. In ihm befanden sich die neue Lehrerwohnung, die Schulräume und weitere Wohnungen.

Am 23. Oktober 1840 erfolgte die Einweihung der Synagoge. Wie damals in fast allen Synagogen in Mecklenburg üblich, bekam jedes Gemeindemitglied darin einen festen Sitzplatz zugewiesen, das im einem „Verlassbuch“ festgehalten wurde.

Im Jahr 1890 wurden verschiedene Reparatur- und Renovierungsarbeiten durchgeführt. Dabei wurde auch die Sitzverteilung der nun 16 zählenden Mitgliedern angepasst und in einer Vereinbarung vom 8. September 1890 durch den Vorstand verabschiedet.

Wie viele andere Israelitische Gemeinden in Mecklenburg bestand die Plauer Gemeinde aufgrund der durch die Industrialisierung bedingten Landflucht nur noch auf dem Papier. Mit Blick auf die baldige Auflösung der Gemeinde erfolgte am 18. August 1904 eine Teilung des Synagogengrundstückes, um das Gemeindehaus samt der Stallgebäude verkaufen zu können. Mit Vertrag vom 14. April 1920 wurde diese inklusive des Inventars für 20000 Mark an den Essener Fabrikanten Paul Strauss verkauft. Dieser schenkte das Grundstück der Katholischen Kirche in Plau, die ihrerseits das Gebäude dem Bischöflichen Stuhl in Osnabrück überschrieb. Daraufhin erfolgte die Umschreibung im Grundbuch auf die Katholische Kirche als Grundstückseigentümerin. Erhaltungsmaßnahmen wurden in den folgenden Jahrzehnten nicht durchgeführt. 2002 musste das Gebäude wegen Einsturzgefahr gesperrt werden und wurde 2006 schließlich an privat verkauft. Das ursprüngliche Synagogengebäude existiert heute noch.

Die Mikwen

In Plau sind auch Mikwen nachweisbar. So kaufte die jüdische Gemeinde 12. April 1815 einen Teil des Gartens des Schneidermeisters Frank, um darauf ein rituelles Badehaus zu errichten. Im Jahr 1833 war ein weiteres Bad in der „dritten Wasserstraße“ in Benutzung, das von der Frau des Zimmermeisters Kürtel beheizt wurde. Dieses wurde vermutlich am 20. April 1848 für 100 Taler an den Sattler Jung verkauft. Anscheinend gab es danach kein Gebäude mehr, das als Mikwe genutzt wurde.

Am 28. April 1854 forderte das Ministerium für Geistliche Angelegenheiten die Gemeinde zur Auskunft über ihre Mikwe und, falls nicht vorhanden, zum Bau eines solchen Ritualbades auf. Nach mehrmaliger Aufforderung teilte die jüdische Gemeinde Plau mit, das sie schon immer in der Elde baden würden und sich auf Grund von Geldmangel und Schulden keinen Bau leisten könnten. Am 15. September 1856 fragte das Ministerium erneut an, ob und wo ein Badehaus existieren würde. Die Gemeinde gab zur Antwort, das nunmehr zwei Reinigungsbäder existieren würden. Ob die bei der Überprüfung durch den Israelitischen Oberrat festgestellten Mängel anschließend beseitigt wurden und wo die Badehäuser sich befanden, ist nicht überliefert.

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(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 23.09.2015)
Quellen:

  • Ruchhöft, Bernd: Damit die Erinnerung bleibt: 1753-1938: 185 Jahre jüdisches Leben in Plau am See, unveröffentlichtes Manuskript, Plau am See 2009
  • Vormann, Heidemarie Gertrud: Bauhistorische Studien zu den Synagogen in Mecklenburg, Dissertation an der Technischen Universität Braunschweig, Braunschweig 2010