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Synagoge Demmin

Region: Mecklenburgische Seenplatte
Adresse: Demmin, Nordmauer 7 (Baustraße 63)
Erhaltung: privates Wohnhaus

Geschichte der Synagoge

Es liegen bisher keine stichhaltigen Hinweise auf eine bereits im Mittelalter in der Stadt Demmin existierende Synagoge. Die heute bekannte ehemalige Synagoge stammt gesichert erst aus dem 19. Jahrhundert, über den genauen Zeitpunkt gibt es jedoch verschiedene Aussagen. Forschungen und entsprechenden Publikationen aus den 1990er Jahren zufolge soll die Demminer Synagoge um das Jahr 1848, nämlich nach der Gründung einer selbständigen jüdischen Gemeinde in Demmin, erfolgt sein, und zwar im Privathaus des Gemeindemitgliedes Joseph Elkisch in der früheren Baustraße 63.

Diese Aussage erscheint heute nicht mehr plausibel, denn mehrere Artikel der Allgemeinen Zeitung des Judenthums widersprechen dem. Vielmehr dürfte bereits im Februar 1838 ein Haus mit Grundstück für 1200 Talern angekauft worden sein, um dieses zu einer Synagoge umzuwidmen. Unklar ist jedoch dabei, ob das bereits bestehende Haus genutzt wurde oder statt dessen ein neues errichtet wurde. Äußerungen in dieser Quelle sprechen für einen Neubau, denn Ostern 1838 soll explizit der Bau der Synagoge begonnen haben, zu dem erst Anfang Dezember 1838 auch die behördliche Erlaubnis erteilt wurde. Die Einweihung fand dann am 1. Februar 1839 durch den Religionslehrer Salomon Pleßner aus Berlin statt, als Vorsänger fungierte dabei ein Herr Salinger aus Teterow. Neben den Gemeindemitgliedern war auch der Kreis-Landrath Baron von Maltzahn-Sommersdorf zugegen. Neben dem Syangogengebäude befand sich ein weiteres Nebenhaus, das als Lehrerwohnung und Schule diente, um 1868 wegen Baufälligkeit aber abgerissen und durch ein größeres ersetzt wurde. Beim Synagogenhaus handelte es sich um ein Gebäude mit Walmdach und einem rechteckigem Grundriss von etwa 13 x 10 qm auf einem 1300 qm großen Grundstück. Das Gebäude muss dann etwa 90 Jahre als Synagoge genutzt worden sein, bis um 1928/29 aufgrund des vorangegangenen Mitgliederschwundes kein rituell für den Gottesdienst notwendiger Minjan von zehn Männern mehr zustande kam. Erst im Juni 1938 kam es dann zum Verkauf des Gebäudes, da es die verbliebenen vier Gemeindemitglieder finanziell nicht mit erhalten konnten. Dadurch entging sie im November 1938 zur „Reichskristallnacht“ der Zerstörung. Käufer war ein Tischlermeister Oskar Günther, der wohl auch den unbelegten Teil des jüdischen Friedhofs erworben hatte. Dieser baute nach 1945 die Fassade des Gebäudes um und richtete im Haus Wohnungen ein.

Nach unterschiedlichen Aussagen soll das Gebäude entweder noch 1989 vom Rat der Stadt mit der Absicht angekauft worden sein, es zu erhalten, oder sich heute noch im Eigentum der Erben des ursprünglichen Käufers befinden. Anfang der 1990er Jahre wurde eine angrenzende Seitenstraße zum Gedenken in „Synagogenstraße“ umbenannt.

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(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 02.07.2016)
Quellen:

  • Allgemeine Zeitung des Judenthums, Ausgabe vom 21. Januar 1868
  • Allgemeine Zeitung des Judenthums, Nr. 25, Ausgabe vom 26. Februar 1839, S. 98
  • Arlt, Klaus / Beyer, Constantin / Ehlers, Ingrid / Etzold, Alfred / Fahning, Kerstin Antje: Zeugnisse jüdischer Kultur. Erinnerungsstätten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, Wichern-Verlag, Berlin 1992
  • Bauckmeier, Jochen: Die Juden in Demmin: Versuch einer Schilderung der Verhältnisse bis 1939, Gesellschaft für pommersche Geschichte und Altertumskunde (Hrsg.): Baltische Studien, Ausgabe 83/1997, S. 54-59
  • Jost, J. M. (Hrsg.): Israelitische Annalen: Ein Centralblatt für Geschichte, Literatur und Cultur der Israeliten aller Zeiten und Länder, Verlag Johann David Sauerländer, Frankfurt 1839, S. 320