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Synagoge Boizenburg (Elbe)

Region: Ludwigslust-Parchim
Adresse: Boizenburg (Elbe), Kleine Wallstraße 7 (Wallstraße 48)
Erhaltung: privates Gebäude

Geschichte der Synagoge

Bereits im Jahr 1768 muss eine Synagoge oder zumindest ein Betraum in Boizenburg existiert haben. 1798/99 begann die kleine jüdische Gemeinde jedoch mit einem Synagogenbau in der Wallstraße 48 (heute Kleine Wallstraße 7). Ende 1801/Anfang 1802 kam es zur Fertigstellung, was eine im Juni 1802 abgeschlossene Brandschutzversicherung für das Gebäude belegt. Wie bei fast allen Synagogen in Mecklenburg üblich gab es eine kleine Einliegerwohnung in dem Gebäude.

Bei einer bauhistorischen Untersuchung des ehemaligen Synagogengebäudes durch Heidemarie Gertrud Vormann im Rahmen einer Dissertation 2008/2009 wurde es auch in archivalischer Hinsicht behandelt. Zahlreiche heute bekannte geschichtliche Fakten basieren auf ihrer Arbeit.

Schon 1805 waren erste Reparaturen fällig, 1822 musste das Dach instand gesetzt werden. Zwischen 1810 und 1828 kann nachgewiesen werden, dass eine kleine Wohnung in der Synagoge vermietet wurde, um die Synagogenabgaben an die Landesregierung zu finanzieren.

Belegt ist, dass einige Landesrabbiner in der Boizenburger Synagoge Gottesdienste abhielten, so am 28. Juni 1845 der Landesrabbiner Dr. Samuel Holdheim und am 23. Juli 1853 der Landesrabbiner Dr. Isidor Lipschütz.

Im Juli 1846 wurde festgestellt, dass sich die Synagoge trotz permanenter Reparaturen in einem verfallenen Zustand befand und Gottesdienste nur noch unter Lebensgefahr abgehalten werden konnten. 1864 erfolgte deshalb eine größere Instandsetzung und Modernisierung der Synagoge, auch mit finanzieller Unterstützung der Landesregierung. Die feierliche Wiedereröffnung Ende September 1864 erfolgte durch den Landesrabbiner Dr. Salomon Cohn dazu Am 1. Oktober 1864 ging deshalb ein Bericht im Wochenblatt für Boizenburg, Hagenow, Wittenburg und Umgebung auf Cohns Predigt folgendermaßen ein: „Im Schlußgebet gedachte er auch vor Allem Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog und Ihrer Königl. Hoheit der Frau Großherzogin ebenso Ihrer Königl. Hoheit der Frau Erbgroßherzogin, welche der kleinen Gemeinde zum Aufbau des Gotteshauses aufs Huldvollste reiche Spenden zu Theil werden ließen.“

Durch die Abwanderung und Emigration bedingte Überschuldung konnten die wenigen Boizenburger Juden das Gebäude nicht erhalten und verkauften es am 18. Februar 1892 an die Freimaurerloge „Vesta zu den drei Türmen“. Der Gottesdienst der Gemeinde, die zu dem Zeitpunkt nur noch aus 19 Mitgliedern bestand, fand danach im Haus des Tabakhändlers David Lazarus in der Baustraße 25 statt. Eine dortige Gedenktafel erinnert heute daran.

Mit dem Verbot aller Logen in Deutschland und der gleichzeitigen Enteignung der Vereinsvermögen wurde das Synagogengrundstück in das Eigentum der Stadt Boizenburg überführt, die es fortan als Heimatmuseum nutzte. Die „Reichskristallnacht“ 1938, wie im Übrigen auch den Krieg, überstand das Gebäude daher ohne Schäden.

Zu DDR-Zeiten diente das Gebäude zeitweise als Musikschule und wurde 1984 in die Kreisdenkmalliste eingetragen.

Nach der Wiedervereinigung wurde das Grundstück am 24. September 1993 an die Freimaurerloge restituiert, die es im Anschluss über zehn Jahre als Logenhaus nutzte. Während dieser Zeit wurde das Gebäude 1995 und 2004 mehrfach restauriert. Heute steht das Gebäude ungenutzt.

Eine Mikwe, das jüdische Ritualbad, muss in Boizenburg existiert haben, da es in mehreren Handwerkerrechnungen aus den Jahren 1800 und 1810 erwähnt wurde. Die Lage der Mikwe wird von Vormann in einem Kellerraum der damaligen Synagoge vermutet.

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(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 26.09.2015)
Quellen:

  • http://click-surf.de/ab01dz04.htm
  • Vormann, Heidemarie Gertrud: Bauhistorische Studien zu den Synagogen in Mecklenburg, Dissertation an der Technischen Universität Braunschweig, Braunschweig 2010