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Synagoge Schwaan

Region: Rostock
Adresse: Schwaan, Warnowstraße 7 (Große Hinterstraße)
Erhaltung: privates Wohnhaus

Geschichte der Synagoge

Derzeit liegen keinerlei Hinweise auf eine jüdische Gemeinde während der ersten Phase der jüdischen Besiedlung Mecklenburgs in der Stadt Schwaan vor. Eine Aussage über eine existierende Synagoge in dieser Zeit kann daher nicht getroffen werden.

Die bekannte Synagoge von Schwaan stammt aus der Zeit nach der jüdischen Wiederbesiedlung Mecklenburgs. Es ist anzunehmen, dass bis zur Anschaffung einer eigenen Synagoge in Schwaan zunächst angemietete Betlokale für den Gottesdienst genutzt wurden. Wann die spätere Synagoge in der früheren Großen Hinterstraße angeschafft oder erbaut wurde, bedarf noch einer Klärung. Aufgrund der personellen und damit auch der finanziellen Ausstattung der Gemeinde dürfte dies jedoch erst deutlich nach 1800 erfolgt sein. Es handelte sich um einen kleinen und schlichten Bau, der nur bis 1870 genutzt worden sein soll. Die Räumlichkeiten dienten danach als Wohnhaus für ärmere Leute.

Als am 13. November 1912 die Auflösung der jüdischen Gemeinde Schwaan beantragt worden war, war das Synagogengrundstück mit Schulden behaftet. Am 20. Januar 1912 erfolgte ein öffentlicher Aufruf zur Versteigerung der Synagoge. So wurde dann am 27. Januar 1912 vor einem Notar die Versteigerung verhandelt, bei dem Willy Marcus 2500 Mark und der Malermeister Ludwig Pannewitt 2825 Mark boten. Im Beisein des Vorsteher Max Marcus wurde die Synagoge samt Grundstück an den Meistbietenden verkauft. Der Verkauf muss dann aus unbekannten Gründen rückabgewickelt worden sein, denn am 25. Juni 1914 erhielt nunmehr der Schneidermeister Kessler einen erneuten Zuschlag zum Kauf der Synagoge, nachdem er 3109 Mark geboten hatte. Dieser richtete danach in dem Gebäude eine Lagerraum und eine Werkstatt ein. Auch nach 1945 wurde es noch als Lager genutzt.

Das ehemalige Synagogengebäude, dessen Fassade in der Vergangenheit mehrfach verändert wurde, existiert heute noch in der Warnowstraße 7 und wird als privater Wohnraum und Garage genutzt.

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(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 15.03.2017)
Quellen:

  • Arlt, Klaus / Beyer, Constantin / Ehlers, Ingrid / Etzold, Alfred / Fahning, Kerstin Antje: Zeugnisse jüdischer Kultur. Erinnerungsstätten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, Wichern-Verlag, Berlin 1992
  • Brocke, Michael / Ruthenberg, Eckehart / Schulenburg, Kai Uwe: Stein und Name. Die jüdischen Friedhöfe in Ostdeutschland (Neue Bundesländer/DDR und Berlin), Institut Kirche und Judentum, Berlin 1994
  • Landeshauptarchiv Schwerin: Rep. 10.72-3/1, Nr. 253 (Jüdische Gemeinden)