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Wrodow

Zur jüdischen Geschichte von Wrodow


Das ehemalige Gut und heutige Dorf Wrodow westlich von Neubrandenburg war im 18. Jahrhundert zusammen mit dem Dorf Gevezin Teil des Herzogtums Mecklenburg-Strelitz gewesen. Das Gut war im Jahre 1717 in den Besitz der Familie von Barner gelangt. Zu einem außerordentlich frühen Zeitpunkt, ab etwa 1725, waren hier jüdische Familien ansässig, deren Namen jedoch nicht überliefert sind. Zu verdanken war das der nicht uneigennützigen Schlitzohrigkeit des damaligen Gutsherrn, des Generalmajors von Barner, der einigen jüdischen Familien Wohnungen und auch sonst alles zum Leben Notwendige zur Verfügung stellte, damit diese auf seinem Gut arbeiteten, vermutlich zu für den Gutsherrn vorteilhaften Konditionen. Da die Niederlassungserlaubnis für Juden im Herzogtum ausschließlich dem Landesherrn oblag, die Familien diese aber offensichtlich nicht hatten, kam es 1737 zum Streit zwischen dem Gutsherrn und Herzog Karl Leopold. Letzterer beschwerte sich mit einem Schreiben vom 28. Juni 1737 beim Gutsherrn, dass dieser von den jüdischen Familien auch noch das Schutzgeld kassiere und das Geld somit in der herzoglichen Kasse fehle.

Der Streit zog sich bis 1742 hin und endete damit, dass von Barner eine moderate Strafe in Höhe von 50 Reichstalern zu zahlen hatte, die einbehaltenen Schutzgelder herausgeben musste und die jüdischen Familien das Gut innerhalb von drei Wochen zu verlassen hatten. Ob sich jemals wieder Juden in Wrodow ansiedeln, ist unbekannt. Der Generalmajor blieb selbst auch nicht mehr lange in Wrodow, denn das Gut ging 1751 in den Besitz der Familie von Peccatel über.

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(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 05.07.2017)
Quellen: