Twitter Facebook Google LinkedIn Pinterest Tumblr Digg Email

Jüdischer Friedhof Mirow

Region: Mecklenburgische Seenplatte
Adresse: Mirow
Erhaltung: zerstört

Geschichte des Friedhofs

Mangels Hinweise auf ansässige Juden in Mirow während der ersten Phase der jüdischen Besiedlung Mecklenburgs ist derzeit ebenso unklar, ob es in dieser Zeit möglicherweise schon einen jüdischen Friedhof gegeben hat.

Der erste Hinweis auf einen jüdische Begräbnisstätte stammt aus der Zeit nach der jüdischen Wiederbesiedlung. Am 21. September 1791 bat die Mirower Judenschaft um Zuteilung eines Grundstücks, auf dem sie ihre Begräbnisstätte errichten wollten. Die Genehmigung wurde ihnen dazu am 2. November 1791 erteilt und dazu eine Fläche am südwestlichen Stadtrand „auf dem Mirodowschen Felde“ zugeteilt, das sich heute nicht weit von der Schleuse an der Lärzer Straße in Höhe des Hauses Nr. 5 auf einer flachen Anhöhe befindet.

Über die Geschichte des jüdischen Friedhofs ist nur wenig bekannt. Er wird erst im nächsten Jahrhundert wieder aktenkundig, als die jüdische Gemeinde am 27. April 1875 Mittel zur Reparatur der Umzäunung des Friedhofes beantragte. Nur drei Tage später, am 30. April 1875, beantragte sie zusätzlich eine Vergrößerung des Friedhofes. Die Anträge waren nicht sofort erfolgreich. Noch 1876 stritt der Religionslehrer Abraham mit der Bauernwittwe Engel um ein brachliegendes Ackerstück, das man zum Zwecke der Vergrößerung erwerben und nutzen wollte. Aus den Unterlagen zu diesem Streit geht hervor, dass der Friedhof eine Größe von 354 qm hatte und man diesen mittels des neuen Ackerstückes um 109 qm erweitern wollte. Dem Antrag zur Vergrößerung und ein Beitrag zu den Anschaffungskosten für die Umzäunung in Höhe von 150 M wurde schließlich doch noch am 17. November 1876 stattgegeben. Gegen Ende seiner Nutzung hatte er widersprüchlichen Angaben zufolge eine Größe von etwa 850 bis knapp 1000 qm.

Zur „Reichskristallnacht“ am 9./10. November 1938 wurde der Friedhof geschändet und nahezu vollständig zerstört. Nach der Pogromnacht verschwanden alle Grabsteine. Über deren Verbleib ist derzeit nichts bekannt. Ende der 1950er Jahre ließ die Jüdische Landesgemeinde Mecklenburg einen Findling mit einer Inschrift als Gedenkstein auf dem ehemaligen Friedhof aufstellen. Der Friedhof selbst wurde noch bis in die 1960er Jahre gepflegt, verfiel danach jedoch immer mehr. Ein angrenzender KFZ-Betrieb nutzte noch zu DDR-Zeiten einen Teilbereich als Lagerfläche und baggerte etwa 100 qm vom Friedhof ab.

Gerüchten nach soll es noch einen weiteren jüdischen Friedhof in Mirow gegeben haben. Es lassen sich zur Zeit jedoch keinerlei Nachweise für diese Behauptung finden.

-----
(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 04.10.2016)
Quellen:

  • http://www.alemannia-judaica.de/mecklenburg_vorpommern_friedhoefe.htm#Mirow%20(MST)
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Jüdischer_Friedhof_(Mirow)
  • Arlt, Klaus / Beyer, Constantin / Ehlers, Ingrid / Etzold, Alfred / Fahning, Kerstin Antje: Zeugnisse jüdischer Kultur. Erinnerungsstätten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, Wichern-Verlag, Berlin 1992
  • Borchert, Jürgen / Klose, Detlef: Was blieb... Jüdische Spuren in Mecklenburg, Haude & Spenersche Verlagsbuchhandlung GmbH, Berlin 1994
  • Brocke, Michael / Ruthenberg, Eckehart / Schulenburg, Kai Uwe: Stein und Name. Die jüdischen Friedhöfe in Ostdeutschland (Neue Bundesländer/DDR und Berlin), Institut Kirche und Judentum, Berlin 1994
  • Hofmann, Peter: Jüdisches Leben in Mecklenburg-Strelitz, Steffen Verlag, Friedland/Mecklenburg 2007
  • Landeshauptarchiv Schwerin: Rep. 4.11-17/3, Nr. 923 (Dominialamt Mirow)