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Jüdischer Friedhof Teterow

Region: Rostock
Adresse: Teterow, Am Friedhof
Erhaltung: geschlossener Friedhof mit Grabbestand
Erfasste Gräber, Grab- und Gedenksteine: 38

Geschichte des Friedhofs

Während der Phase der jüdischen Erstbesiedlung Mecklenburgs bis 1492 könnte es in der Stadt Teterow eine jüdische Gemeinde und damit wohl auch einen ersten jüdischen Begräbnisplatz gegeben haben. Das Wissen über dessen Lage ist jedoch verloren gegangen. Der heute bekannte und noch intakte jüdische Friedhof von Teterow stammt erst aus der Zeit nach der jüdischen Wiederbesiedlung.

Die kleine jüdische Gemeinschaft von Teterow pachtete schon 1762 von der Stadt ein weit hinter dem städtischen Friedhof auf dem alten Galgenberg bzw. am alten Gerichtsberg gelegenes Grundstück, um darauf die Begräbnisstätte einzurichten. Für die damals etwa 500 qm große Liegenschaft hatte die Gemeinde jährlich einen Reichstaler zu zahlen. Das Grundstück wurde anschließend eingezäunt und 1763 durfte mit Genehmigung des Magistrats ein Jude namens Calman Jacob eigens als Totengräber und Krankenwächter eingestellt werden. Die ersten Gräber wurden auf der Hügelkuppe angelegt, so dass heutzutage dort auch die ältesten Grabsteine zu finden sind.

Es kam später zu mehreren Erweiterungen des Friedhofsgrundstücks, so 1800 und 1865. Bei Letzterer wurde eine rechteckige Fläche von 40 x 70 Metern aufgeschüttet. Die umfangreichen Erdarbeiten wurden dazu durch den Frohnereibesitzer Lasch durchgeführt. Letztlich umfasste der Friedhof danach eine Fläche von etwa 2800 qm und bekam ein Jahr später eine neue Einzäunung. Der östlicher Teil des Friedhofs blieb allerdings bis zum Schluss unbelegt.

1884 wurde die jüdische Gemeinde als Eigentümer im Grundbuch eingetragen und musste dafür einen jährlichen Kanon von 15 Mark zahlen. Bezüglich des Kanons kam es später zu finanziellen Schwierigkeiten bei der Gemeinde. Sie ersuchte die Stadt 1892 und 1903 um Erlass des Kanons, allerdings erfolglos. 1932 soll dann das letzte Begräbnis stattgefunden haben. Die Zeit des Nationalsozialismus überstand er aus unbekannten Gründen unbeschadet, obwohl es mehrere Versuche gab, ihn einzuebnen.

Nach einem Besuch im Herbst 1964 beschwerte sich der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde Mecklenburgs, Alfred Scheidemann, über den Zustand des Friedhofs. Er wurde dann um 1966 wiederhergerichtet. Ab 1981 übernahm der Verband der jüdischen Gemeinden Dresden die Erhaltung des Friedhofs, da die Mecklenburger Landesgemeinde zu dem Zeiptunkt schon nicht mehr existierte. Der Verband sorgte danach für die Aufrichtung umgefallener Grabsteine. 1986 wurde die Pflege durch die örtliche Parteigruppe der NDPD übernommen. Die Aufnahme des Friedhofs in die Kreisdenkmalliste erfolgte 1987. Am 9. November 1988 wurde hier nach einer erneuten Instandsetzung des Friedhofs eine Gedenktafel angebracht. Nach der Wiedervereinigung wurde der Friedhof am 25. Oktober 1995 geschändet.

Der imposante, auf einem mit Bäumen bewachsenen Hügel gelegene jüdische Friedhof ist heute von einer Mauer mit einem Eingangstor umgeben, wird durch den Stadtbauhof gepflegt und befindet sich in einem sehr guten Zustand. Mit seinem umfangreichen Grabsteinbestand ist er einer der beeindruckendsten Zeugnisse ehemaliger jüdischer Kultur in Mecklenburg.

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(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 06.07.2016)
Quellen:

  • Arlt, Klaus / Beyer, Constantin / Ehlers, Ingrid / Etzold, Alfred / Fahning, Kerstin Antje: Zeugnisse jüdischer Kultur. Erinnerungsstätten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, Wichern-Verlag, Berlin 1992
  • Borchert, Jürgen / Klose, Detlef: Was blieb... Jüdische Spuren in Mecklenburg, Haude & Spenersche Verlagsbuchhandlung GmbH, Berlin 1994
  • Diekmann, Irene: Wegweiser durch das jüdische Mecklenburg-Vorpommern, Verlag für Berlin-Brandenburg, Potsdam 1998