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Jüdischer Friedhof Plau am See

Region: Ludwigslust-Parchim
Adresse: Plau am See, Am Klüschenberg
Erhaltung: Geschlossener Friedhof mit Grabbestand
Erfasste Gräber, Grab- und Gedenksteine: 21

Geschichte des Friedhofs

In Plau am See gab es schon recht früh einen jüdischen Friedhof. Bereits am 10. Juni 1755 hatte die Stadtkämmerei den Schutzjuden Samuel Salomon und Samuel Wulff für die Summe von 1 Taler Pacht gestattet, eine Fläche von 49 qm am Klüschenberg als Friedhof zu nutzen.

Ein Jahrzehnt später wurde dieser wieder aktenkundig. Am 2. November 1766 sollten zwei, an den Pocken verstorbenen Kinder der Familien Israel Henschel und Heinemann Salomon bestattet werden. Da die Pacht für den Friedhof nicht bezahlt worden war, wurde es ihnen nur durch Hinterlegung zweier Silberlöffel als Pfand gestattet. Nachdem der Streit zwischen den Schutzjuden und der Stadtkämmerei begelegt war, wurde für das Grundstück fortan eine Pacht von 1,5 Reichstalern gezahlt.

Am 11. Februar 1783 wurde ein enuer Pachtvertrag mit einer Laufzeit bis 1797 mit der Option abgeschlossen, den Friedhof erweitern zu dürfen. Im Dezember 1784 erfolgte die Einfriedung des Friedhofsgeländes.

1797 erhielt die jüdische Gemeinde die Möglichkeit, den Friedhof zu kaufen. Am 6. April 1807 erfolgte der Zukauf einer Fläche von 142 qm und am 28. Februar 1833 wurde der Friedhofes nochmals um 464 qm vergrößert und der Eingang in die Wittstock-Lübzer Landstraße verlegt. 1860 wurde der Eingang durch einen Tausch mit dem Zimmermeister Frick abermals verlegt.

Wie überliefert ist, forderte das Stadtgericht von Plau die jüdische Gemeinde am 26. Mai 1879 auf, ihre Statuten von 1841 dahingehend zu ändern, daß kürzlich nacheinander verstorbene Ehepartner nebeneinander beerdigt werden können, wofür in die Gemeindekasse ein Betrag in Höhe von 30 Mark zu zahlen sei. Darüber hianaus habe der Vorstand bei der Beerdigung eines Fremden die Lage des Grabes zu bestimmen.

1889 wurde der Friedhof nochmals vergrößert: Am 30. September 1889 kaufte die Gemeinde den Garten Nr. 792 sowie Grundflächen einer Frau Köhn hinzu, woraufhin am 3. April 1890 die Grenze des Friedhofs neu eingemessen wurde.

Die finanziellen Verhältnisse der jüdischen Gemeinde von Plau waren durch den Wegzug vieler Gemeindemitglieder spätestens gegen Ende des 19. Jahrhunderts angespannt, was sich auch im Zustand des Friedhofs widerspiegelte. Dies führte offensichtlich dazu, dass die Erhaltung durch Spenden aufgebracht oder zumindest unterstützt werden musste. So erhielt die jüdische Gemeinde am 27. September 1910 von Rudolf Steinmann eine Schenkung in Höhe von 500 Mark zur Erhaltung des Friedhofes. 1916 erhielt der Friedhof eine neue Einfriedung

Mit Auflösung der jüdischen Gemeinde im Jahre 1922 wurde der jüdische Friedhof der Landesgemeinde übertragen. 1926 befand sich der Friedhof in einem schlechten Zustand, wurde aber erst 1934 von der Gemeinde wieder in Ordnung gebracht. 1936 fand die letzte Bestattung vor dem Zweiten Weltkrieg statt. Wenige Jahre später, zur „Reichskristallnacht“ 1938, wurde er geschändet, wobei die Grabsteine umgeworfen worden sind.

Nach dem Krieg wurden die noch erhaltenen 16 Grabsteine wieder aufgestellt. 1951 fand mit dem Begräbnis des Dr. Hermann Hirsch die letzte Bestattung statt. Der Friedhof wurde bis 1985 von einem Nachbarn gepflegt, teilweise jedoch auch als Garten genutzt. Heute steht der jüdische Friedhof von Plau unter Denkmalschutz. Er wird durch die Stadt gepflegt und befindet sich in einem guten Zustand. Am Eingang des Friedhofes ist eine Gedenktafel angebracht.

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(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 23.09.2015)
Quellen: