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Geheimer Kommerzienrat Semmy (Hans) Nord

(* 15. Juli 1830 Hamburg — † 15. September 1915 Hamburg)

Semmy (Hans) Nord entstammte einer Hamburger Kaufmannsfamilie, deren männliche Linie ursprünglich aus Amsterdam eingewandert war.

Am 1. Juli 1854 gründete er zusammen mit dem aus Sternberg stammenden Kaufmann Josephy (Jachel) Löwenthal ein Getreidehandelsunternehmen. Wie es zur Geschäftsverbindung zwischen ihnen gekommen war, ist ungeklärt. Die Beziehung der Geschäftspartner muss eine sehr enge, auf Vertrauen basierende Verbindung gewesen sein. Vermutlich war das der Grund für die Heirat Joseph Löwenthals mit der Schwester seines Geschäftspartners, Regina Nord, gewesen sein, die nur ein Jahr nach der Geschäftsgründung erfolgte. Im Gegenzug wurde auch Semmy Nord ein angeheiratetes Familienmitglied seines Mitgesellschafters: Er ehelichte Helene Löwenthal aus Sternberg, eine Nichte Josephs.

Auch nach dem Tode seines Geschäftspartners im Jahr 1882 prosperierte die Firma dank der Arbeit Semmy Nords weiter. So hatte sie 1884 drei Lehrlinge, sechs bis acht Arbeiter und einen Umsatz von fast einer Million Reichsmark im Jahr.

1903 trat auch sein Sohn Max Nord als Teilhaber in die Gesellschaft mit ein. Dieser wurde nach dem Ersten Weltkrieg Mitglied des Reichswirtschaftsrats, der Mecklenburger Handelskammer, Begründer und Aufsichtsratsvorsitzender der Mecklenburgischen Getreide-Kredit-Bank und war später im Präsidium und Vorstand des Verbandes der Getreide- und Futtermittel-Vereinigungen sowie anderer Standesorganisationen tätig.

Die Firma hatte sich bereits mit Beginn des 20. Jahrhunderts zu einem Unternehmen mit internationalem Ruf entwickelt. So wurde Getreide in Mecklenburg aufgekauft, entlang der Elbe von Magdeburg bis nach Hamburg verschifft und anschließend auch ins Ausland, vorrangig nach Belgien, England, Frankreich, Holland und Skandinavien exportiert. Darüber hinaus wurden auch Dünger- und Futtermittel und Sämereien als Handelsware aufgenommen, ein Angebot, dass die Mecklenburger Bauern gern annahmen. Später betätigte sich die Firma auch im Wollhandel.

Semmy Nord wurde im April 1906 am Geburtstag des Großherzogs Friedrich Franz IV. für seine Verdienste zum Mecklenburgischen Geheimen Kommerzienrat ernannt. Er überließ seinen Posten im Alter seinem Sohn Max Nord und verstarb am 15. September 1915 in Hamburg.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden die Firma schließlich „arisiert“ (siehe dazu: Josephy (Jachel) Löwenthal).

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(Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia - 20.09.2015)
Quellen:

  • Gramenz, Jürgen / Ulmer, Sylvia: Die jüdische Geschichte der Stadt Sternberg (Mecklenburg), Verlag tredition, Hamburg 2015
  • Leo Baeck Institute: AR 6473, Max Nord Collection, 1878–circa 1950, bulk 1878–1932.
  • Projekt Juden in Mecklenburg: Gesamtstammbaum der Mecklenburger Juden (GEDCOM)